Brieffreunde hat es schon immer gegeben. Seit vielen Jahrzehnten, bereits vor dem Zweiten Weltkrieg, haben sich Menschen per Brieffreundschaft über die Grenzen der Länder hinweg angefreundet. Lange geriet die Brieffreundschaft in Vergessenheit, nun ist sie aktueller denn je.
Was macht Brieffreunde aus?
Per Computer sind geschäftliche oder private Zeilen schnell getippt und per Mail verschickt. Eine Brieffreundschaft ist wesentlich aufwendiger und intensiver. Die Individualität fängt schon bei der Auswahl von Briefpapier und Briefumschlag an. Egal, ob eine aktuelle oder Sonderbriefmarke für die Frankierung des Briefes gewählt wird, die Briefmarke wirkt in einem fremden Land immer irgendwie exotisch. Per Brief lassen sich nicht nur nette Zeilen, Anregungen und Intimitäten versenden, sondern auch Gerüche. Bereits vor Jahrhunderten wurden Liebesbriefe parfümiert. Nicht nur die Optik, der Geruch und die verschiedensten Briefmarken lassen die Briefe, die bei einer Brieffreundschaft hin und her geschickt werden, die auch optisch interessant erscheinen.
Brieffreundschaften bieten mehr Intimität als E-Mails
Im Computerzeitalter sind Kontakte per Mail im Laufe der Zeit immer oberflächlicher geworden. Sie lassen sich nicht so direkt nachvollziehen, wie ein faktischer Brief, der an eine Meldeadresse verschickt wird. Kommt dieser unbeantwortet zurück, weiß der Versender sofort, dass etwas nicht stimmt. Umso mehr kann Intimität aufkommen, wenn Briefe korrekt zugestellt werden und immer umgehend beantwortet werden. Ähnlich wie bei einer E-Mail können persönliche Bilder einem Brief beigefügt werden, später dann auch Küsse mit Lippen, die zuvor mit Lippenstift verziert wurden, Duftgrüße oder andere Zugaben. Bei einer Brieffreundschaft können nicht nur Briefe, sondern auch Pakete ausgetauscht werden. Das Versenden von Sprachaufnahmen in einem Paket ist überflüssig geworden. Schließlich können sich Brieffreunde nicht nur schriftlich per Brief, Paket oder Postkarte verständigen, sondern auch per Mail und über andere bekannte Onlineportale, die Sprach-, Bild- oder Filmaufnahmen kostenlos übermitteln.
Reine Brieffreundschaften müssen nicht sein, sind aber reizvoll
Man sollte meinen, dass Brieffreundschaften in der heutigen Zeit längst überholt sind, weil digitale Medien eine viel schnellere Verständigung ermöglichen. Dennoch haben Briefe, Postkarten und Pakete einen besonderen Reiz. Sie zeigen den Empfängern, dass sie dem Absender etwas bedeuten. Das Versenden einer E-Mail ist kostenlos und mit wenigen Tastenklicks erledigt. Das Versenden von Briefen, Postkarten oder Paketen kostet bedeutend mehr und ist auch zeitaufwendiger. Vor allem dann, wenn noch liebevolle, kleine Geschenke hinzugefügt werden.
Alternative Kontaktaufnahme von Interessensgruppen
Im Internet werden die User von allen Seiten immer mehr ausspioniert. Die einen haben Sorge, dass es eine staatliche Spionage gibt, die anderen trauen dem System oder dem Hintergrund der Kontakte nicht. Briefe sind viel diskreter. Sie können nicht gehackt werden. Im Zweifelsfall kommen sie nicht an, aber mehr kann kaum passieren. Vor allem, weil der gesamte Wortlaut einer fortschreitenden Kommunikation nicht nachvollzogen werden kann, wenn nur einer der Briefe gelesen wird, der in Folge kommuniziert wurde. Viele Menschen haben weltweit garantiert seit etlichen Jahren keine Briefe mehr geschrieben, weil das schnelllebige Internet viel praktischer war. Wer sich einmal wieder die Zeit und Muße nimmt, einen Brief zu schreiben, wird den Unterschied schnell wieder erkennen. Briefe sind noch lange nicht „out“, auch wenn es öfter einmal den Eindruck macht.