Wir leben heute in Zeiten, in denen es um jede Sekunde zu gehen scheint. Briefe werden zunehmend von E-Mails abgelöst. Das Handy ist stets zur Hand. Ständige Erreichbarkeit ist dank SMS, Instant-Messenger und sozialen Netzwerken garantiert. In solchen Zeiten muss man einfach mal die Seele baumeln lassen und genau das habe ich letztes Wochenende getan. Das Handy ausgeschaltet, ins Auto gestiegen und einfach nach Holland an den Strand gefahren. Und als ich dort am Strand entlang spaziert bin, musste ich daran denken, wie ich als kleines Kind mit meinem Großvater nicht weit von dort ein Wochenende verbracht habe. Ich weiß, mit etwas Abstand beginnt die Vergangenheit zu verblassen und was zurück bleibt sind meist die besonderen Erinnerungen. Aber ich kann heute noch sagen, dass es eins der schönsten Erlebnisse meiner Kindheit war.
Ganz besonders aber jener Abend: Ich muss wohl den ganzen Tag am Strand getobt haben, als mein Opa mich zu sich rief. Neben ihm stand eine leere Flasche und auf dem Tisch lag Papier, ein Stift und ein karmesinrotes Bändchen. Ich bin dann auf seinen Schoß geklettert und er hat mir von der großen weiten Welt erzählt. Wie Großeltern das so gerne tun: Halb Seemannsgarn, halb Märchen, garniert mit einer Prise Wahrheit. Ich glaube in Gedanken haben wir an diesem Abend alle Ozeane bereist, mit Delphinen geschwommen und uns wie Tarzan an Lianen durch den Urwald geschwungen. Wir waren Eroberer, Entdecker, Cowboys, Indianer und Piraten.
Und wie als Siegel für dieses Abenteuerbuch stellte mein Opa dann die Flasche auf den Tisch, nahm Stift und Papier und begann zu schreiben. Leider habe ich über die Jahre den Text vergessen, aber ich weiß noch genau wie ich mit meiner schönsten Schrift, und ich war damals höchstens 5 Jahre alt, meinen Namen unter diesen Brief geschrieben, den Brief eingerollt und mit diesem wunderschönen roten Band zugebunden habe. Dann sind wir aufs Pier gegangen und ich habe die Flasche raus aufs Meer geworfen, mit aller Kraft.
Leider habe ich niemals Antwort auf diesen Brief bekommen, wahrscheinlich schwimmt die Flasche immer noch mitten auf dem Atlantik, aber eins das habe ich: Eine wunderbare Erinnerung die mich auch durch turbulente Zeiten begleitet. Hierfür steht für mich die Flaschenpost.
Habt Ihr auch solche Erlebnisse? Dann schreibt sie doch einfach hier in die Kommentare.
Eure Svenja