Vor ein paar Tagen habe ich euch ja erzählt, wie ich zum Abschalten spontan nach Holland ans Meer gefahren bin. Auf dem Rückweg habe ich einen Abstecher zu einer alten Brieffreundin gemacht, die jetzt in Deutschland studiert:
Kennengelernt haben wir uns auf einer Klassenfahrt. Mein Gymnasium unterhielt eine Partnerschaft mit einer Schule im Süden Frankreichs. In der siebten Klasse stand ein einwöchiger Schüleraustausch auf dem Programm. Wir wurden auf Gastfamilien aufgeteilt und ich landete bei Chloé und ihrer Familie. In der ersten Nacht hatte ich natürlich unglaubliches Heimweh. Ganz mutig konnte ich es beim Abendessen verstecken, aber als ich im Bett lag, übermannten mich dann doch die Tränen. Ich verkroch mich also unter meiner Decke und probierte so leise wie möglich zu weinen. Aber natürlich hatte Chloé mein Schluchzen gehört, immerhin schliefen wir ja im selben Zimmer. Plötzlich stand sie also vor mir und streckte mir ihren blauen Teddybär entgegen. Ich weiß bis heute nicht warum, aber mein Heimweh war von einen auf den anderen Moment verflogen. Die folgende Woche war unheimlich aufregend für mich und kurze Zeit später besuchte Chloé dann mit ihrer Klasse auch unsere Schule und wurde bei mir untergebracht.
Seit dem haben wir uns Briefe geschrieben, nicht wöchentlich, aber mit einer gewissen Regelmäßigkeit. Für mich war es als Kind sehr aufregend einen Brief aus Frankreich zu bekommen. Schon alleine dieser blaue Aufkleber „Prioritaire“, ließ mein Herz höher schlagen. Irgendwie haben Briefe schon immer meine Fantasie beflügelt: Was dieser Brief wohl schon alles erlebt haben musste, bis er in meinem Briefkasten gelandet ist?
Ich schrieb also auf Französisch und Chloé antwortete auf Deutsch. Für uns beide war das wahrscheinlich über viele Jahre der einzige Grund, die Sprache der anderen zu lernen. Irgendwann wurden dann aus Briefen E-Mails und Telefonate und irgendwann habe ich auch aufgehört auf Französisch zu schreiben, weil Chloés Deutsch immer besser wurde und mein Französisch über viele Jahre leider nur sehr kleine Fortschritte gemacht hatte.
Vor 3 Jahren kam dann die große Überraschung: Meine Brieffreundin wollte Germanistik studieren und hatte sich dafür an mehreren Unis in Deutschland beworben. Dass sie am Ende nur eine gute Stunde Fahrt von mir entfernt gelandet ist, war natürlich ein riesen Zufall.
Das Briefeschreiben ist leider zum erliegen gekommen. Aber einmal im Monat gehen wir essen oder kochen zusammen. So ist also nach all den Jahren aus einer Brieffreundschaft eine echte Freundschaft geworden, wenn man das so sagen darf.
PS: „Der blaue Teddy wohnt nun seit 3 Jahren in meinem Bücherregal, direkt neben meinem französischen Wörterbuch.“
Habt ihr auch Brieffreunde und hattet vielleicht auch schon das Glück, sie persönlich kennenzulernen? Habt ihr ähnliche Geschichten? Dann teilst sie doch einfach mit mir und den anderen Lesern.