Eigentlich wollte ich den gestrigen Abend in einem Cafe um die Ecke verbringen, leider hat mir das Wetter einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Während draußen also der erste Herbststurm an meinem Fenster vorbeizog, habe ich einen gemütlichen Abend auf meiner Couch verbracht und endlich einmal das Buch zu Ende gelesen, das jetzt schon seit 2 Monaten auf meinem Nachttisch lag.
Ordentlich, wie ich (meistens) bin hab ich es ins Regal zurück gestellt und dabei eine Entdeckung gemacht. Mein Poesie-Album aus der Grundschule. Über die Jahre ist es wohl immer weiter in Richtung Rückwand gerutscht und so letztendlich in einer Welt aus Staub und Spinnweben verschwunden. Nach mehrmaligem Niesen, hochlebe meine Stauballergie, hab ich es dann geöffnet. Wahrscheinlich vorsichtiger als ein Archäologe, der eine 2000 Jahre alte Schriftrolle mit all seiner Routine öffnet. Aber immerhin ist das ein Zeugnis meiner Vergangenheit und an manchen Tagen fühlt die sich auch so an als wäre sie einige 1000Jahre her.
Ich habe dann wirklich jede Seite ganz aufmerksam studiert und kann nur sagen: Wow! Ein unglaubliches Gefühl, sich wieder in diese Zeit zurückversetzt zu fühlen. Etliche Seiten waren vollgeklebt mit Stickern. Kennt ihr die auch noch? Sticker, die im Dunklen Leuchten, Sticker aus Filz mit Tiermotiven, Glitzersticker und und und. Ein bisschen schmunzeln musste ich schon: Dafür haben wir damals also unser Taschengeld rausgeschmissen. Und dann gibt es da noch die großen Freundschaftsbekundungen, die man nur als Kind macht: Freunde für Immer und Ewig. Oft war immer und ewig dann zwar schon am nächsten Tag vorbei, aber uns soll bitte keiner Vorwerfen, dass wir es nicht zumindest versucht hätten. Irgendwie ist es einfach schön zu sehen, dass man als Kind das Herz einfach am rechten Fleck hatte, irgendwo hin und her getrieben zwischen kindlichem Harmoniebedürftnis und präpubertären Auswüchsen.
Und vielleicht sind es auch gerade solche Erinnerungen im Poesiealbum, oder auch im Tagebuch, die helfen können, das innere Kind, das in jedem von uns schläft mal wieder zu wecken.