Kennt ihr das auch? Wir haben August, draußen regnet es, eigentlich Ferienzeit, aber die Temperaturen draußen laden eher zum Kuscheln auf der Couch, als zum spätsommerlichen Abendspaziergang ein. Aber ich möchte mich hier überhaupt nicht über das Wetter aufregen. Viel mehr über meine Freunde und Bekannten, die mich zurzeit fast täglich mit Postkarten aus romantischen Städten und von einsamen Stränden bombardieren. Kaum vergeht ein Tag, an dem ich nicht eine dieser 15 mal zehn Zentimeter großen Neidisch-Macher im Briefkasten habe:
„Hallo liebe Svenja, viele Grüße aus…., das Wetter ist toll, der Strand unglaublich schön und das Essen soooo lecker.“ Ja genau, das möchte ich hören, wenn ich morgens im Bett liegend meinen Atem in kleinen Wölkchen aufsteigen sehe, dann schnell das Schlafzimmerfenster schließe und nochmal unter die warme Bettdecke husche. Woanders ist das Wetter also doch gut und ich bin mal wieder als einzige zuhause geblieben.
Aber jetzt einmal ehrlich. Warum schreibt man Postkarten? Aus reiner Nächstenliebe sicher nicht. Ist es wirklich das i-Tüpfelchen auf dem perfekten Urlaub, zu wissen, dass die Zurückgebliebenen vor Neid blau anlaufen?
Nein, ich glaube so einfach ist das nicht. Wenn ich dann mal im Urlaub bin, gibt es eigentlich zwei Arten von Karten, die ich schreibe. Einerseits gibt es die „Neidkarten“, meistens ganz am Anfang vom Urlaub oder aber auf den letzten Drücker beim Kofferpacken geschrieben. Sie gehen an die Leute, die mich mit den Worten „und schicke ja eine Karte“ in den Urlaub verabschieden, bevorzugt also Kollegen und Nachbarn. Andererseits nehme ich mir im Urlaub aber auch gerne die Zeit, ein wenig zu reflektieren und über das nachzudenken, was in den letzten Wochen und Monaten passiert ist. Man verliert geliebte Menschen aus den Augen und kann Freunden nicht immer die Aufmerksamkeit entgegenbringen, die sie verdient hätten. Hier schreibe ich dann auch Postkarten, doch diese kommen dann wirklich von Herzen, auch wenn vielleicht nur drauf steht:
„Liebe Tina, leider haben wir lange nicht mehr voneinander gehört, aber lass uns doch in zwei Wochen mal auf einen Kaffee treffen. PS: Das Wetter ist hervorragend!“.
Gerade die große räumliche Distanz im Urlaub kann uns manchmal vor Augen führen, wie sehr wir Menschen vermissen , die wir vielleicht jeden Tag sehen, aber an denen wir auch Tag für Tag vorbeileben. Für mich ist die Postkarte, auch in Zeiten von SMS und E-Mail, immer noch ein schönes Zeichen zu sagen, ich weiß, dass es dich gibt!
Wie ist es denn bei euch? Schreibt ihr noch Postkarten? Oder schickt ihr lieber SMS und ähnliches?