Früher war es undenkbar, seine Erlebnisse und Eindrücke einmal nicht auf Papier festzuhalten. Es gehörte zum täglichen Abendritual, seine Erinnerungen aufzuschreiben und sie dadurch noch einmal Revue passieren zu lassen. Mittlerweile hat sich allerdings das Blatt gewendet. Anstatt das man seine eigenen Gedanken formuliert, werden heute Tagebücher mit Lückentexten in der Buchhandlung angeboten und warten darauf mit Stichworten gefüllt zu werden. Buchtitel wie „Buch meines Lebens – Tagebuch mit Anleitung“ oder „Tagebuch – für gute und schlechte Tage. Zum Ankreuzen und Ausfüllen“ sind keine Seltenheit mehr. Zwar ziehen diese Nachbildungen die Blicke auf sich und es steht hauptsächlich der Spaß im Vordergrund, seine Gedanken auf lustige Weise festzuhalten aber bedeutet Tagebuch schreiben nicht auch, sich für sich selbst Zeit zu nehmen, um das Geschehene zu verarbeiten? Viele Tagebücher sind sogar mit Schlössern versehen, damit niemand die Möglichkeit bekommt, die persönlichen Geheimnisse zu lesen.
Über schöne Momente kann man sich immer wieder aufs Neue freuen, und durch die persönlich gestalteten Buchseiten wird man in die damalige Zeit zurückgeführt. Erinnerungen durchlebt man auf diese Art noch einmal und das macht das Schreiben von Tagebüchern doch erst so spannend.
Wenn ich mir heute meine alten Einträge noch einmal durchlese, muss ich häufig schmunzeln. Die Sorgen und Gedanken, die damals aktuell waren, sind längst vergessen. Der Liebeskummer der mich damals zur Verzweiflung gebracht hat, ist überwunden und der Streit mit meinen größeren Geschwistern wurde längst bereinigt.
Wie ist es bei euch? Schreibt ihr selber auch Tagebuch? Und wenn ja, bewahrt ihr es als persönliche Erinnerung auf?