Und wenn dir einer auf die Brille tritt, denk immer daran: Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar... ;)
Zuletzt hier: 28.01.2015Mitglied seit: 26.11.2011Geburtstag: 18.12 (2024)
Blog-Einträge von azawakhlover
Kommentare:
28.12.2011 - 21:12 h
Geschichte
Und es ist kalt. Sehr kalt. Die klirrende Kälte, ich habe Angst vor ihr. Denn sie ist es, die meine Finger blau färbt, so wie jetzt. Es schmerzt. Und wieder sitze ich hier in dieser Kälte. Menschen kommen und gehen. Doch ich bleibe hier und schaue zu, wie sie nervös hin und her wippen, immer wieder auf ihre Uhr schauen, um nicht den nächsten Zug nach weit weg zu verpassen.
Immer geht er rund herum. Wieder und wieder. Die Menschen rund um mich herum beobachten ihn auch. So wie ich. Immer, wenn er eine Runde geschafft hat, um nur eine Sekunde später wieder eine neue zu starten, stehen Menschen hektisch auf und gehen. Sie sind angewiesen auf ihn. Er dreht weiter, ohne Rücksicht zu nehmen. Pausenlos.
Eine junge Frau setzt sich neben mich auf die Bank. Ihre Augen sind hellblau geschminkt. Doch meine Hände, die sind nicht blau geschminkt. Sie lässt ihren Blick durch die grosse Halle schweifen, um ihn dann, auf meine Hände gerichtet, ruhen zu lassen.
Die Bahnhofsgespräche, ich mochte sie schon immer. Diese pochende, gedämpfte Lautstärke. Hier kommen Menschen zusammen. Und sie gehen auch auseinander. So wie gestern. Vielleicht war es aber auch vorgestern.
Die Tochter, mit Tränen in den Augen, sie umarmte ihren Vater, stieg ein und verschwand im Abteil. Der Vater. Seine Augen waren feucht. Doch er war nicht der Typ, der zugeben würde, dass es Tränen sind, das sah ich ihm an. Ja, bestimmt, es war kalt, so kalt, dass der Atem neblig in der Luft hängen blieb. Aber es war nicht die Kälte, die seine Augen zum Glänzen brachte.
Der Zug fuhr ab. Der Vater vergrub, nachdem er seiner Tochter zugwinkt hatte, die Hände in den Taschen seines langen Mantels. Sein Blick verriet seine Gefühle. Doch das ist hier am Bahnhof normal. Nichts Besonderes.
Ich sehe, wie die Frau mit den himmelblauen Augenlidern ihren Kopf zur Seite legt und mich anschaut. Ihr Blick hat etwas, was mich vermuten lässt, dass sie Mitleid mit mir hat. Ich brauche nicht von fremden Leuten bemitleidet zu werden. Wenn, dann tu ich das selber.
Wieder hüpft der eine Zeiger eine Markierung nach rechts, worauf der andere wieder eine neue Runde beginnt. Die Frau ist ein Nachtmensch, so wie ich. Das sieht man an der blassen Haut, die wohl nie vom Tageslicht erwärmt und gebräunt wird. Sie sucht etwas in ihrer Tasche. Ihre Miene verfinstert sich, als sie auf das Anzeigebild ihres Telefons schaut. Dann wider der hektische Griff in ihre Tasche. Sie riecht gut, die Frau. Ihre Gesichtszüge entspannen sich wieder und sie nimmt eine Zigarette aus ihrer Tasche. Schön, wenn ein Mensch, nur wegen einer Zigarette beginnt, zu lachen.
„Feuer?“, krächzt sie, mit den blauen Lidern klimpernd, in meine Richtung. Ich nicke und reiche ihr das Feuer. Die Zigarette flammt auf, dann gibt sie mir das Feuer wieder zurück. Stille. Man kann nur die verstummten Bahnhofsgespräche hören. Sie kümmert sich wohl so wie ich, nicht darum, wie der Zeiger seine Runden dreht. Züge kommen und gehen. Doch ich bleibe hier. Die Frau erhebt sich, nach vielen weiteren Runden, die der Zeiger gemacht hat. Sie nippt noch ein letztes Mal an ihrer Zigarette, und wirft sie zu Boden. Da liegt sie. Es ist kalt, denn der Rauch, der aufsteigt, bleibt in der Luft stehen. Bald werden die Leute wieder kommen, die Halle in einen Treffpunkt verwandeln. Einen Punkt, an dem man sich trifft, einen Punkt, an dem man auseinander geht. Das ist der Bahnhof. Es wird noch einige Runden dauern, bis die Sonne die Halle wieder in ein warmes Licht tauchen wird. Aber ich bin dann nicht mehr hier, denn ich warte, bis die Nacht wieder kommt. Dann komme ich wieder. Jetzt ist Nacht. Die verstummten Gespräche betören mich. Ich schliesse meine Augen. Und wache wieder auf, als die Sonnenstrahlen durch die Hallenfenster hineinkommen. Aber ich bin ein Nachtmensch.
Und es ist kalt. Sehr kalt. Die klirrende Kälte, ich habe Angst vor ihr. Denn sie ist es, die meine Finger blau färbt, so wie jetzt. Es schmerzt. Und wieder sitze ich hier in dieser Kälte. Menschen kommen und gehen. Doch ich bleibe hier und schaue zu, wie sie nervös hin und her wippen, immer wieder auf ihre Uhr schauen, um nicht den nächsten Zug nach weit weg zu verpassen.
Immer geht er rund herum. Wieder und wieder. Die Menschen rund um mich herum beobachten ihn auch. So wie ich. Immer, wenn er eine Runde geschafft hat, um nur eine Sekunde später wieder eine neue zu starten, stehen Menschen hektisch auf und gehen. Sie sind angewiesen auf ihn. Er dreht weiter, ohne Rücksicht zu nehmen. Pausenlos.
Eine junge Frau setzt sich neben mich auf die Bank. Ihre Augen sind hellblau geschminkt. Doch meine Hände, die sind nicht blau geschminkt. Sie lässt ihren Blick durch die grosse Halle schweifen, um ihn dann, auf meine Hände gerichtet, ruhen zu lassen.
Die Bahnhofsgespräche, ich mochte sie schon immer. Diese pochende, gedämpfte Lautstärke. Hier kommen Menschen zusammen. Und sie gehen auch auseinander. So wie gestern. Vielleicht war es aber auch vorgestern.
Die Tochter, mit Tränen in den Augen, sie umarmte ihren Vater, stieg ein und verschwand im Abteil. Der Vater. Seine Augen waren feucht. Doch er war nicht der Typ, der zugeben würde, dass es Tränen sind, das sah ich ihm an. Ja, bestimmt, es war kalt, so kalt, dass der Atem neblig in der Luft hängen blieb. Aber es war nicht die Kälte, die seine Augen zum Glänzen brachte.
Der Zug fuhr ab. Der Vater vergrub, nachdem er seiner Tochter zugwinkt hatte, die Hände in den Taschen seines langen Mantels. Sein Blick verriet seine Gefühle. Doch das ist hier am Bahnhof normal. Nichts Besonderes.
Ich sehe, wie die Frau mit den himmelblauen Augenlidern ihren Kopf zur Seite legt und mich anschaut. Ihr Blick hat etwas, was mich vermuten lässt, dass sie Mitleid mit mir hat. Ich brauche nicht von fremden Leuten bemitleidet zu werden. Wenn, dann tu ich das selber.
Wieder hüpft der eine Zeiger eine Markierung nach rechts, worauf der andere wieder eine neue Runde beginnt. Die Frau ist ein Nachtmensch, so wie ich. Das sieht man an der blassen Haut, die wohl nie vom Tageslicht erwärmt und gebräunt wird. Sie sucht etwas in ihrer Tasche. Ihre Miene verfinstert sich, als sie auf das Anzeigebild ihres Telefons schaut. Dann wider der hektische Griff in ihre Tasche. Sie riecht gut, die Frau. Ihre Gesichtszüge entspannen sich wieder und sie nimmt eine Zigarette aus ihrer Tasche. Schön, wenn ein Mensch, nur wegen einer Zigarette beginnt, zu lachen.
„Feuer?“, krächzt sie, mit den blauen Lidern klimpernd, in meine Richtung. Ich nicke und reiche ihr das Feuer. Die Zigarette flammt auf, dann gibt sie mir das Feuer wieder zurück. Stille. Man kann nur die verstummten Bahnhofsgespräche hören. Sie kümmert sich wohl so wie ich, nicht darum, wie der Zeiger seine Runden dreht. Züge kommen und gehen. Doch ich bleibe hier. Die Frau erhebt sich, nach vielen weiteren Runden, die der Zeiger gemacht hat. Sie nippt noch ein letztes Mal an ihrer Zigarette, und wirft sie zu Boden. Da liegt sie. Es ist kalt, denn der Rauch, der aufsteigt, bleibt in der Luft stehen. Bald werden die Leute wieder kommen, die Halle in einen Treffpunkt verwandeln. Einen Punkt, an dem man sich trifft, einen Punkt, an dem man auseinander geht. Das ist der Bahnhof. Es wird noch einige Runden dauern, bis die Sonne die Halle wieder in ein warmes Licht tauchen wird. Aber ich bin dann nicht mehr hier, denn ich warte, bis die Nacht wieder kommt. Dann komme ich wieder. Jetzt ist Nacht. Die verstummten Gespräche betören mich. Ich schliesse meine Augen. Und wache wieder auf, als die Sonnenstrahlen durch die Hallenfenster hineinkommen. Aber ich bin ein Nachtmensch.
Kommentare:
Vielen Dank für den Kommentar. Darüber freue ich mich natürlich sehr.
In unserer Bahnhofshalle wird wie wahnsinnig geraucht. Aber eben, die Umgebung sieht ja in jedem Kopf anders aus.
Vielen Dank fürs Lesen!
Rebi
In unserer Bahnhofshalle wird wie wahnsinnig geraucht. Aber eben, die Umgebung sieht ja in jedem Kopf anders aus.
Vielen Dank fürs Lesen!
Rebi