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Blog-Einträge von Mucklpu
22.04.2014 - 11:48 h Plastikinseln im Meer
Heute ist Earth Day. Der "Tag der Erde" ist ein Tag zum Innehalten und des Nachdenkens: über die Folgen übermäßigen Konsums, die Umweltverschmutzung, darüber, wie jeder von uns jeden Tag mit Mutter Erde umgeht. Täglich produzieren wir gewaltige Mengen an Müll, ein großer Teil davon besteht aus Plastik. Dieses sehr langlebige Material landet in unseren Meeren und sammelt sich dort zu Plastikinseln von enormen Ausmaßen. Für viele Meeresbewohner wird das Plastik zur tödlichen Falle, da sie es mit Nahrung verwechseln. Nach verschiedenen Schätzungen schwimmen 13.000 bis 46.000 Plastikteile in jedem Quadratkilometer der Ozeane. Plastik, vor allem in Form von Tüten, Kanistern und PET-Flaschen, macht einer Studie des UNEP (United Nations Environmental Programme) zufolge bis zu 80 % der gesamten Abfälle in den Ozeanen aus. Schon jetzt schwimmt in den Meeren sechsmal mehr Plastik als Plankton. Aus den Plastikmassen bilden sich durch die Meeresströmungen Inseln, die Plastic Islands, die aus großen Plastikteilen bis hin zu kleinsten Plastikpartikeln bestehen und riesige Flächen der Ozeane einnehmen.Der Plastikmüll im Meer und an den Stränden ist nicht das alleinige Resultat von Strandurlaubern, die ihren Müll liegen lassen haben. Weil Plastik so haltbar ist und uns jedes einzelne Plastikteil bis zu 500 Jahre erhalten bleiben kann, hat es große Chancen über Flüsse und den Wind irgendwann im Meer zu landen. Und das auch, wenn es ursprünglich auf einer Müllhalde weit weg vom Meer gelagert wurde.Laut eines Berichts von Greenpeace („Plastic Debris in the World’s Oceans“, verfügbar als PDF) stammen 80 % des Mülls im Meer von Quellen an Land. Der Plastikmüll wird dabei hauptsächlich in Industrienationen produziert. Müll aus weniger entwickelten Ländern ist weit weniger schädlich, weil er oft aus natürlichen Materialien besteht, die sich schnell zersetzen und dem Meeresökosystem keinen Schaden zufügen. Die Produktion von Plastikmüll wird in diesen Ländern in Zukunft allerdings ansteigen, je mehr sich der Lebensstil der Bevölkerung dem der Industrieländer angleicht.

Schuld an der Verschmutzung der Meere haben damit weder nur Länder mit unmittelbarem Zugang zum Meer noch ausschließlich die Schiffe, die ihren Müll im Meer verklappen. Jeder, der Plastik - in welcher Form auch immer – konsumiert, ist ein potenzieller Verschmutzer der Meere.Der Plastikmüll verschmutzt als Treibgut die Strände, treibt im Meer und sammelt sich in Form riesiger Inseln an bestimmten Stellen an. Das passiert deshalb, weil der Ozean ein weltumspannendes System an Strömungen aufweist, die dem Wärmeaustausch zwischen den Ozeanregionen dienen.Diese Strömungen formen natürlicherweise an bestimmten Stellen riesige Oberflächenstrudel, wenn das Plastik dort hinein gerät ist es im Strudel gefangen und bildet Plastikinseln.Die genaue Größe dieser Plastikinseln lässt sich schwer abschätzen. Je näher man dem Zentrum der Inseln kommt, desto höher ist die Dichte an Plastikmüll und –partikeln. Weil viele der Plastikpartikel sehr klein sind und ein großer Anteil der Inseln unter der Wasseroberfläche treibt, sind sie unsichtbar für Flugzeuge oder Satteliten. Stattdessen lässt sich die ungefähre Größe durch die Entnahme von Proben abschätzen.Man geht davon aus, dass sich weltweit fünf dieser riesigen Plastikinseln geformt haben: Im Nord- und Südpazifik, im Nord- und Südatlantik und im Indischen Ozean.Für die Plastikinsel im Nordpazifik, die bisher am besten erforscht ist, wird eine Größe von 700.000 bis mehr als 15.000.000 km2 angenommen. Zum Vergleich: Europa hat eine Fläche von 10.180.000 km2.Auch am Boden der Ozeane lagert sich immer mehr Plastikmüll ab. Innerhalb von nur 10 Jahren hat sich zum Beispiel der Plastikmüll am Meeresboden der Arktis verdoppelt.Ganze Strände, auch auf unbewohnten, weit von jeder Zivilisation entfernten Inseln, werden schon als Plastic Beaches bezeichnet, weil sich dort aufgrund der Strömungsverhältnisse riesige Mengen an Plastikmüll ansammeln. Einer dieser Strände liegt an der Kanapou Bay/Hawaii und wird mit Plastikmüll aus dem Pazifik überschwemmt.Der Plastikmüll aus den Ozeanen landet leider allzu oft im Magen von Meerestieren, die das Plastik mit etwas Essbarem verwechseln. Sie verenden dann entweder an der Verstopfung ihres Verdauungstrakts durch Plastikteile oder an Unterernährung, weil sie neben dem Plastik zu wenig Nahrhaftes aufnehmen.Die Strangulation durch Plastikseile und Schlaufen oder das sich darin Verfangen sind weitere häufige Todesursachen für Meerestiere und Seevögel. Insbesondere Robben und Seelöwen scheinen hiervon betroffen zu sein, vermutlich weil sie ihre Umgebung besonders neugierig inspizieren.Aber nicht nur das Plastik selbst stellt ein Problem für die Meere dar. Die sich aus dem Plastik herauslösenden Zusatzstoffe wirken toxisch auf die Flora und Fauna der Meere, die durch die Gifte empfindlich gestört werden. Es wurde bereits nachgewiesen, dass Fische, die im Zentrum der Plastikinseln leben, zunehmend unfruchtbar werden. Überall in den Meeren sind Mikropartikel aus zerfallenem Plastik zu finden. Sie werden von verschiedenen Organismen, vom Einzeller bis zum Fisch, mit der Nahrung aufgenommen und letztlich auch vom Menschen!

Die Zusatzstoffe im Plastik wie zum Beispiel die Pthalate, auch unter dem Namen Weichmacher bekannt, bestimmen die Eigenschaften der Plastikprodukte und können toxisch wirken. Sie lassen sich im Blut fast jedes Menschen nachweisen und wirken ähnlich wie Hormone, weshalb sie das Hormonsystem empfindlich stören können. Besonders für Kinder ist das eine bisher nicht vollständig einzuschätzende Gefahr, die sich auf die Entwicklung auswirken kann. Krebserkrankungen und Unfruchtbarkeit bei Männern werden inzwischen mit Schadstoffen aus Plastik in Verbindung gebracht.Auch wenn viele der nachweislich gesundheitsschädlichen Stoffe mittlerweile in der EU verboten sind, enthalten eingeführte Produkte oft immer noch giftige Stoffe. Viele langlebige Giftstoffe bleiben in den Meeren erhalten und landen mit dem Fisch auf unserem Teller.Das Problem der Plastikinseln ist, dass sie sich in internationalen Gewässern befinden und sich so keine Regierung direkt für deren Beseitigung zuständig fühlt. Auch war der Druck auf die Politik vermutlich bisher nicht stark genug, so dass es zu internationalen Abkommen zur Beseitigung der Inseln gekommen wäre.Strände immer wieder vom Plastikmüll zu reinigen mag wie eine Sisyphusarbeit wirken, aber jeder Einsatz zählt. Das gesammelte Plastik muss dann einem sinnvollen Recycling zugeführt werden. Wenn der Strom an neu hinzukommendem Plastik weniger würde, wäre der Effekt der Aufräumaktionen natürlich noch erfreulicher.Das einfachste und effektivste Mittel gegen die Plastikschwemme ist es und wird es auch in Zukunft bleiben: den Plastikmüll erst gar nicht entstehen zu lassen!

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