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amor35
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Gästebuch von amor35
01.05.2023 - 11:26 h von derpinky
Eines der vielen bezaubernden Gedichte, die uns die Rose Ausländer geschenkt hat:

Zurück II

Komm Freund
dieser gewundene Weg
führt ins Freie
Verbrüdert mit Blumen
und Drosseln
wir tragen die Zeit
auf der Schulter
hören den Pulsschlag der Erde
Dort unten im See
tanzt eine Nixe
sie kann uns verzaubern
in blaue Libellen
oder werweißwas
Ach es wird dunkel
komm Freund zurück
zu den Menschen

****************************
Einen entspannten 1. Mai wünscht dir (euch)

Norbert


08.04.2023 - 15:33 h von derpinky
Ein kleines Gedicht, passend zum morgigen Fest:

Blauer Osterhimmel

Es schlafen die Stürme.
Der Winter war rauh.
Nun glänzen die Türme
Im Morgenglück.

Der Sommer will kommen,
Mit Grün und mit Blau
Und dem schmetternden Schwarz der Gewitter.

Er tut, der goldene Ritter,
Stück für Stück seine Rüstung jetzt an:
Von seinem Brustharnisch das liebliche Blau
Zeigt sich zu Ostern am Himmel.

(Georg Britting)

********************************************
(Ich habe die alte Rechtschreibung belassen, denn aus rauh ist nun rau geworden)

07.11.2022 - 16:23 h von derpinky
Es gibt

Gesprungene Glocken gibt es.
Es gibt geborstene Bäume.
Geborstenes Leben gibt es.
Es gibt gesprungene Träume.

Es hat alles schon gegeben.
Es gibt alles immer wieder.
Es gibt gestorbenes Leben.
Es gibt auferstehende Lieder.

(Eva Strittmatter)

*************************************

Ja, die gesprungenen, zersprungenen Träume ...
Novemberblues ?


11.10.2022 - 12:54 h von derpinky
Nach wie vor

Ich ging in den Wald. Wollte Grünlinge suchen.
Doch das lodernde Laub der Oktoberbuchen
Im sonnendurchfluteten Wald
Hat mich verwirrt: Wie beschreibt man Farben,
Die fließen wie Honig und Harz
Über Blattstrukturen, die langsam vernarben?
Das Astholz steht dazu schwarz,
Das eigentlich grün ist und überdunkelt
Von Feuchte. Es leuchtet nicht.
Doch in jeder feuchten Blattmulde funkelt
Eine Feder aus springendem Licht.
Ich ging in den Wald. Wollte Grünlinge suchen.
Und brachte nur Worte nach Haus.
Und nach wie vor sah das Laub der Buchen
Unbeschreiblich aus.

(Eva Strittmatter)

***************************************
Ich hoffe. ihr habt im Moment auch so angenehme Oktobertage wie wir!
GLG
Norbert!

23.08.2022 - 09:22 h von derpinky
Danke für das Geschenk!
Bin im Moment nicht so gut drauf, daher kann es mit meinem Brief noch ein paar Tage dauern.

Ein weiteres Gedicht eines meiner Lieblingslyriker ( W. H. Fritz) möchte ich dir aber heute mitschicken:

*************************
Schatten der Hoffnung

Unsere Hoffnung,
sie wirft ihren Schatten voraus,
dort ist er.

Siehst du ihn nicht?
Man kann ihn doch sehen.

Manchmal wird er eins
mit den übrigen Schatten,
den Schatten der Häuser,
der Bäume.

Doch gleich darauf
kann man ihn wiederentdecken.

Er bewegt sich weiter.
er hält sich am Leben.

*************************************

Gerade jetzt hält man ein wenig mutlos nach dem Schatten der Hoffnung Ausschau ...

Liebe Grüße und eine angenehme Zeit!

Norbert

28.07.2022 - 06:39 h von derpinky
Ein Lyriker, den ich erst vor einigen Tagen entdeckt habe: Hans Sahl.
Viele seiner Gedichte hat er im Exil verfasst, vielleicht auch dieses:

Der Tag

Der Tag beginnt.
Er kommt allein.
Er steigt bei mir ins Fenster ein.
Er sagt zur Nacht: Du kannst jetzt gehn,
ein Mensch erwacht und will mich sehn.
Ein andrer hat zuviel gedacht
und kaum ein Auge zugemacht.
Geh jetzt und nimm, was dir gehört,
die Dunkelheit, den Mond, den Traum -
und auch die Angst, die ihn zerstört,
den Mord und alle Lüsternheit.
Ich bleibe, bis es Abend wird
und alles endet,
gute Nacht.

*************************************.
Eine angenehmen Tag wünscht dir
Norbert

15.07.2022 - 07:45 h von netterMann

gbpicsonline.com


Liebe Grüße an einen sehr lieben Menschen!

28.06.2022 - 11:06 h von netterMann

gbpicsonline.com


Herzliche Grüße

23.06.2022 - 08:27 h von derpinky
Danke für die lieben Grüße und Wünsche zu meinem Geburtstag!

Als großer Lyrikfan teile ich sehr gerne Gedichte, die mir selbst viel bedeuten:

**********************************
Eva Strittmatter

Märchen

Der Mensch ist ein verzauberter Vogel,
Dem seine Schwingen
Verlorengingen.
Einst als ihn Seelenelfen fingen
Mit ihrem bleichen Geistersingen,
Verwarf der Vogel sein Gefieder.
Für nichts als für beseelte Lieder
Verlor er seine Kraft zu fliegen.
Und nun will er die Worte biegen,
Bis sie ihn in die Lüfte heben.
Aufschwung und Aufprall sind sein Leben.

************************************
Ich wünsche dir eine angenehme Zeit!







29.05.2022 - 06:42 h von derpinky
Ein weiteres Gedicht des von mir sehr geschätzten Lyrikers Walter Helmut Fritz:

********************************************

Nahrung

Damit wir nicht nur
Gichtfinger hinterlassen
und eisige Sätze,
in denen nicht einmal mehr
Enttäuschung ist

damit die Worte
zu Orangen werden,
zu Fisch, zu Reis,
so daß wir Nahrung haben
für unterwegs

wollen wir nicht verkommen lassen,
was wir geträumt haben,
sondern es mitnehmen
in Tüchern, in Taschen,
auf Wagen.

*********************************************


 
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