Zuletzt hier: 17.12.2024Mitglied seit: 16.04.2011Geburtstag: 24.7.1987 (37)
Blog-Einträge von Frankie
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12.10.2019 - 12:13 h
Numerophilie
Die Zahlen lagen ihm schon immer mehr. Sein Lehrer in der Primarschule hat ihm das auch bereits gesagt. Die Affinität zu den Zahlen hat ihm sogar in anderen Fächern geholfen. Konnte er etwas einer Zahl zuordnen, fiel es ihm gleich viel leichter. Besonders Geschichte zum Beispiel, aber die Wehen der Vergangenheit interessierten ihn eigentlich nicht. Er fand Trost in reinen Zahlen. Bei Schulausfahrten mit dem Bus fand er es immer komisch, wie die anderen Ausschau nach Nummernschildern mit drei gleichen Zahlen hielten. Die Wahrscheinlichkeit ein sechsstelliges Nummernschild zu finden, in dem sich keine Ziffer wiederholte, war doch viel geringer und aufregender!
Er schmunzelte und wandte sich wieder seinem Sudoku zu. Es fiel im manchmal schwer, sich bei dem Lärm in der Mensa zu konzentrieren, aber draussen regnete es, weshalb er nicht an seinen Stammplatz am anderen Ende des Firmengeländes gehen konnte. Er sah aus dem Fenster, auf dem die Regentropfen abperlten, und zu der Bank hinüber, auf der er normalerweise zu Mittag ass. Plötzlich schrak er auf und blickte auf seine Smartwatch. Auf dem Display erschien eine Ziffernfolge. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis er die Uhrzeit ausgerechnet hatte und er sich hastig auf den Weg machte. Er mochte es, vor den anderen im Büro zu sein. Besonders dann, wenn er die Belege des Chefs verbuchen konnte.
Vor einem halben Jahr, als er sein 5 Jahresjubiläum in der Firma hatte, kam sein Chef das erste Mal bei ihm vorbei. Er realisierte erst gar nicht, dass er zu ihm wollte, erst als er bei seinem Pult stehen blieb und sich die Köpfe der Mitarbeiter zu ihnen wandten, blickte er auf. Der Chef klopfte ihm auf die Schulter und sprach laut eine Gratulation aus, welche er mit leicht gedrungener Haltung entgegennahm. Auf einmal fing der Chef an zu lachen und zeigte auf ein Bild das an der Korkwand seines Abteils hing. Darauf stand: Es gibt 10 Arten von Leuten. Jene, die es verstehen und die, die es nicht verstehen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Ein paar Tage später wurde er in das Büro des Chefs geladen, wo dieser ihn freundlich bat, ein paar Belege zu buchen die unbedingt noch in den Kreditorenlauf von diesem Monat müssten, jedoch keine Zeit mehr dafür habe und er ja so schnell sei. Seitdem war es immer wieder vorgekommen, dass er auf seinem Platz eine Mappe mit Notiz vom Chef fand. So wie auch heute. Seine rechte Hand huschte über den Ziffernblock der Tastatur. 4740/1000 71 45.26 Spende an Kasse, Kostenstelle 71, CHF 45.26, 1020/2000 32 2'540, 4050/2100 31 50. Zahl um Zahl hämmerte er in die Eingabemaske des Programms. Auch wieder die 1000/2184 31 750.50. Beim ersten Mal hatte er zuerst an einen Fehler gedacht, weil er das Konto noch nie buchen musste. Der Chef hatte ihn daraufhin angesprochen und gesagt, dass dies schon stimme und ihn ermutigt nachzufragen, sollte er einmal fragen haben.
Als er fertig war, packte er die Belege und den ausgedruckten Zahlungslauf in die Mappe und ging durch den Verbindungsgang zum Hauptgebäude. Er wusste schon, dass der Chef nicht hier wäre und übergab die Mappe daher der Sekretärin. Auf dem Rückweg machte er einen Umweg über das Treppenhaus. Er blickte auf die Uhr: 372841. Ja, um die Zeit sollte die Personalchefin im Büro sein. Den letzten Tritt überspringend öffnete er die Türe zum ersten Stock. Als er um die Ecke lief, sah er, dass jemand in ihrem Türrahmen stand. Er ging bedächtig den Gang entlang, verlangsamte auf den letzten paar Metern den Schritt. Als er bemerkte, dass der Mann an der Tür nicht im Begriff war zu gehen, beschleunigte er wieder und lief am Büro vorbei Richtung Aufzug. Aus dem Augenwinkeln erhaschte er noch ihr Lächeln. Es war dasselbe, das sie ihm schon einmal zeigte, als sie sich in der Mensa neben ihn gesetzt hatte. Als neue Personalchefin wollte sie alle einmal kennenlernen, hatte sie gesagt. Er hatte ihr auch von seinen Tieren erzählt. Er drückte auf den Aufzugsknopf und nahm sein Telefon hervor. Er musterte seine To-Do Liste und setzte noch hinzu: - Futter kaufen. Es würde ein ruhiger Abend werden. Vielleicht würde er ihr dann mal noch eine SMS schreiben.
"... und auf der letzten Seite sehen sie dann noch die Zusammenfassung der Quartalszahlen." "Vielen Dank, Herr Keller." sagte Paul und nickte seinem Chefbuchhalter zu, der daraufhin aufstand und in Richtung Tür lief. Auf halben Weg drehte sich Keller um und ergänzte: "Ach übrigens, von Herrn Tresch haben wir bisher noch nichts gehört. Frau Petersson möchte eine Vermisstenmeldung bei der Polizei einreichen. Sie scheint sich um ihn zu sorgen" Paul schloss die Mappe des Geschäftsberichts, öffnete die Aktenschublade seines Bürotisches und versorgte die Mappe. "Bei der Polizei" murmelte er, als ihm ein Zettel auffiel, der halb aus einem Hängeregister hing, "Ja, tun sie das." Keller nickte und lief aus dem Büro. Paul zog den Zettel hervor und blickte darauf. "2184, unvisierte Buchungen auf Privatkonten" stand in Handschrift darauf. Er zerknüllte den Zettel und steckte ihn in seine Tasche.
Die Zahlen lagen ihm schon immer mehr. Sein Lehrer in der Primarschule hat ihm das auch bereits gesagt. Die Affinität zu den Zahlen hat ihm sogar in anderen Fächern geholfen. Konnte er etwas einer Zahl zuordnen, fiel es ihm gleich viel leichter. Besonders Geschichte zum Beispiel, aber die Wehen der Vergangenheit interessierten ihn eigentlich nicht. Er fand Trost in reinen Zahlen. Bei Schulausfahrten mit dem Bus fand er es immer komisch, wie die anderen Ausschau nach Nummernschildern mit drei gleichen Zahlen hielten. Die Wahrscheinlichkeit ein sechsstelliges Nummernschild zu finden, in dem sich keine Ziffer wiederholte, war doch viel geringer und aufregender!
Er schmunzelte und wandte sich wieder seinem Sudoku zu. Es fiel im manchmal schwer, sich bei dem Lärm in der Mensa zu konzentrieren, aber draussen regnete es, weshalb er nicht an seinen Stammplatz am anderen Ende des Firmengeländes gehen konnte. Er sah aus dem Fenster, auf dem die Regentropfen abperlten, und zu der Bank hinüber, auf der er normalerweise zu Mittag ass. Plötzlich schrak er auf und blickte auf seine Smartwatch. Auf dem Display erschien eine Ziffernfolge. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis er die Uhrzeit ausgerechnet hatte und er sich hastig auf den Weg machte. Er mochte es, vor den anderen im Büro zu sein. Besonders dann, wenn er die Belege des Chefs verbuchen konnte.
Vor einem halben Jahr, als er sein 5 Jahresjubiläum in der Firma hatte, kam sein Chef das erste Mal bei ihm vorbei. Er realisierte erst gar nicht, dass er zu ihm wollte, erst als er bei seinem Pult stehen blieb und sich die Köpfe der Mitarbeiter zu ihnen wandten, blickte er auf. Der Chef klopfte ihm auf die Schulter und sprach laut eine Gratulation aus, welche er mit leicht gedrungener Haltung entgegennahm. Auf einmal fing der Chef an zu lachen und zeigte auf ein Bild das an der Korkwand seines Abteils hing. Darauf stand: Es gibt 10 Arten von Leuten. Jene, die es verstehen und die, die es nicht verstehen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Ein paar Tage später wurde er in das Büro des Chefs geladen, wo dieser ihn freundlich bat, ein paar Belege zu buchen die unbedingt noch in den Kreditorenlauf von diesem Monat müssten, jedoch keine Zeit mehr dafür habe und er ja so schnell sei. Seitdem war es immer wieder vorgekommen, dass er auf seinem Platz eine Mappe mit Notiz vom Chef fand. So wie auch heute. Seine rechte Hand huschte über den Ziffernblock der Tastatur. 4740/1000 71 45.26 Spende an Kasse, Kostenstelle 71, CHF 45.26, 1020/2000 32 2'540, 4050/2100 31 50. Zahl um Zahl hämmerte er in die Eingabemaske des Programms. Auch wieder die 1000/2184 31 750.50. Beim ersten Mal hatte er zuerst an einen Fehler gedacht, weil er das Konto noch nie buchen musste. Der Chef hatte ihn daraufhin angesprochen und gesagt, dass dies schon stimme und ihn ermutigt nachzufragen, sollte er einmal fragen haben.
Als er fertig war, packte er die Belege und den ausgedruckten Zahlungslauf in die Mappe und ging durch den Verbindungsgang zum Hauptgebäude. Er wusste schon, dass der Chef nicht hier wäre und übergab die Mappe daher der Sekretärin. Auf dem Rückweg machte er einen Umweg über das Treppenhaus. Er blickte auf die Uhr: 372841. Ja, um die Zeit sollte die Personalchefin im Büro sein. Den letzten Tritt überspringend öffnete er die Türe zum ersten Stock. Als er um die Ecke lief, sah er, dass jemand in ihrem Türrahmen stand. Er ging bedächtig den Gang entlang, verlangsamte auf den letzten paar Metern den Schritt. Als er bemerkte, dass der Mann an der Tür nicht im Begriff war zu gehen, beschleunigte er wieder und lief am Büro vorbei Richtung Aufzug. Aus dem Augenwinkeln erhaschte er noch ihr Lächeln. Es war dasselbe, das sie ihm schon einmal zeigte, als sie sich in der Mensa neben ihn gesetzt hatte. Als neue Personalchefin wollte sie alle einmal kennenlernen, hatte sie gesagt. Er hatte ihr auch von seinen Tieren erzählt. Er drückte auf den Aufzugsknopf und nahm sein Telefon hervor. Er musterte seine To-Do Liste und setzte noch hinzu: - Futter kaufen. Es würde ein ruhiger Abend werden. Vielleicht würde er ihr dann mal noch eine SMS schreiben.
"... und auf der letzten Seite sehen sie dann noch die Zusammenfassung der Quartalszahlen." "Vielen Dank, Herr Keller." sagte Paul und nickte seinem Chefbuchhalter zu, der daraufhin aufstand und in Richtung Tür lief. Auf halben Weg drehte sich Keller um und ergänzte: "Ach übrigens, von Herrn Tresch haben wir bisher noch nichts gehört. Frau Petersson möchte eine Vermisstenmeldung bei der Polizei einreichen. Sie scheint sich um ihn zu sorgen" Paul schloss die Mappe des Geschäftsberichts, öffnete die Aktenschublade seines Bürotisches und versorgte die Mappe. "Bei der Polizei" murmelte er, als ihm ein Zettel auffiel, der halb aus einem Hängeregister hing, "Ja, tun sie das." Keller nickte und lief aus dem Büro. Paul zog den Zettel hervor und blickte darauf. "2184, unvisierte Buchungen auf Privatkonten" stand in Handschrift darauf. Er zerknüllte den Zettel und steckte ihn in seine Tasche.
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